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„Viele Kulturen – eine Sprache“ Chamisso Preisträger zu Gast

Lesungen, Performances und Ausstellung
29. Oktober bis 30. November 2003

In 2003 lädt die Robert Bosch Stiftung die Preisträgerinnen und Preisträger nach Basel ein. Nach Stuttgart, Krakau und Leipzig ist Basel die vierte Stadt, die ein solches Treffen ausrichten darf. Die Stadt am Rhein ist nicht nur durch ihre Lage im Dreiländereck prädestiniert für die Gastgeberolle, sie ist auch Teil eines Landes, dem die Vielsprachigkeit längst zur kulturpolitischen Verpflichtung geworden ist. Der Basler Tradition folgend, die Wert auf lebendige Internationalität in Wirtschaft, Politik und Kultur legt, verbindet sich hier das Anliegen und die Idee dieser Veranstaltungsreihe der Robert Bosch Stiftung auf einzigartige Weise.

Der Chamisso-Preis ist längst zu einer der ehrenvollsten Auszeichnungen für Autorinnen und Autoren im deutschsprachigen Raum geworden und der Verdienst der Robert Bosch Stiftung ist es, es nicht bei der Preisverleihung zu belassen.

In Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Basel werden 38 Autorinnen und Autoren in zahlreichen Veranstaltungen in extra für diesen Anlass ausgesuchten Lesungsorten auftreten. Sie werden in Lesung und Gespräch in Schulen und Bibliotheken in Frankreich und Deutschland zu Gast sein und mit ihren Schweizer, deutschen und französischen Kolleginnen und Kollegen zusammentreffen. Im Literaturhaus wird vom 29. Oktober bis 30. November 2003 zudem eine Ausstellung zu sehen sein, die grossformatige Porträtaufnahmen international renommierter Fotografen zeigt, die von 1985 bis 2003 die Preisträger abgelichtet haben.

Literatur ist ein Überlebensstoff und für diejenigen, die ihn herstellen, ist das Nachdenken über das Leben nie zur Nebensache geworden. Literatur führt auf einzigartige Weise Menschen zueinander, das Bedürfnis nach Nachdenklichkeit wird wieder zunehmen und womit kann es besser befriedigt werden, als mit Büchern. Da die Probleme der Welt wachsen und wir die Ursprünge und Zusammenhänge dieser Probleme immer weniger zu verstehen scheinen, sind es die Bücher, die eine Möglichkeit bieten, sich und die eigenen Ansichten in dieser Welt zu erfahren und mit ihr wieder eine Verbindung herzustellen.

Globalisierung kann unter Ausschluss von Menschen nur eine Reihe von Zahlen in Statistiken zum Bruttosozialprodukt und nur ein Thema für Wirtschaftswissenschaftler und Geschäftsleute sein. Wenn auch die Menschen aufeinander zugehen sollen, ist dies undenkbar ohne Lied, Tanz, Musik und Mythen. Ohne Geschichten über vergangenes Leben und ohne die Möglichkeit, das gegenwärtige Schicksal und die Hoffnung auf eine Zukunft zum Ausdruck zu bringen, gibt es keine guten Bücher. Schreiben ohne die Triebkraft der Freiheit ist ebenso undenkbar, wie schöpferische Freiheit ohne Phantasie. Literatur sei das beste Mittel gegen die Globalisierung der Phantasie, sagt Shashi Tharoor.

Das Eingewandert-Sein oder auch das Kind-von-Einwanderern-Sein, das ist heute letztlich nicht viel mehr als der kleinste gemeinsame Nenner unter den sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten, die in Basel zu Gast sein werden. Es gibt keine allen Autoren gemeinsame thematische Linie, was zählt sind literarische Qualität und erzählerische Originalität, wie immer und überall auf der Welt. Es hat den Anschein, als schätzten gerade viele, geboren und aufgewachsen in einer anderen Kultur und nun in deutscher Sprache schreibende Schriftsteller, gerade diese Sprache als präzises und wohlklingendes Instrumentarium, das ihnen vor allem auch die für das Schreiben nötige Distanz zu ihren Gefühlen und Stimmungen erlaubt.

Literaten sind wie Philosophen neugierige Wanderer, ob der Weg nach Osten oder zum Westen geht, ihre Sprachen sind ihre neue Heimat, zum einen die Sprache, die sie verlassen haben, zum anderen die Sprache, die ihnen zugewachsen ist.